14. Abschließende Arbeiten

Veröffentlicht am 16. Juli 2013 von Johannes Hüfken

 

Im Gespräch mit meinem Cembalobaumeister, habe ich bemerkt, dass der Cembalobau noch filigraner arbeitet, als es der Orgelbau mit seinen komplizierten Mechaniken erfordert, und dass Cembalisten noch feinfühliger als die Organisten sind. Ich lasse mich aber auch gerne eines Besseren belehren.

Jedenfalls soll neben den Tasten, die auf das Gramm genau ausbalanciert werden, der Tastendruckfilz mit Nadel und Faden angenäht werden, da ein angeleimter Tastendruckfilz die Tasten zu hart anstoßen lässt …

Ich habe im letzten Blog-Post schon angekündigt, dass es einige Feinheiten im Cembalobau gibt, die der Orgelbauer so nicht kennt.

 

 Beginnen wir:

  1. Die hintere Tastenabstoppung
  2. Der angenähte Tastendruckfilz
  3. Das Ausbleien
  4. Die Schnittstelle
  5. Abschließende Arbeiten

 

1. Die Tastenabstoppung

Klassisch liegt die Taste im ruhenden Zustand hinten auf einem Druckstoff und wird beim Spiel vorn durch einen Druckstoff unter den Tasten gestoppt. Auch wenn es ein Mehraufwand ist, habe ich auf meinen Meister gehört und auf den vorderen Tastendruckfilz gänzlich verzichtet und die Tastenabstoppung ebenfalls nach hinten gelegt. Dadurch wird der Tastengang noch präziser. Die Geräusche werden deutlich gedämpft wenn die Tasten mit teilweise sehr hohen Geschwindigkeiten in den Druckstoff schlagen. Die Konstruktion für diese Abstoppung sollte stabil und massiv sein, nicht nur wegen der Haltbarkeit, sondern auch um störende Geräusche zu vermeiden.

2. Der angenähte Tastendruckfilz

Ein bisschen schmunzeln musste ich ja doch innerlich, als mir das mit dem Annähen des Filzes gesagt wurde. Der Leim, mit dem der Tastendruckfilz angeleimt wird, soll den Filz nicht verhärten. Aber ein vielleicht noch entscheidenderes Argument ist, dass der Druckfilz leicht herunterhängt und durch seine Trägheit die Tasten schon vorbremst, bevor er den Druck zwischen Taste und Abstoppleiste in sich aufnimmt.

 

3. Das Ausbleien

Jede Taste hat ihre eigene Form, ihr spezielles Gewicht und damit ihren besonderen Schwerpunkt. Auch wenn es sich nur um wenige Gramm handelt, lässt sich jede Taste unterschiedlich schwer betätigen. Bei einer Orgel können wir dies mit den Federn an den Ventilen ausgleichen. Bei dem Cembalo müssen wir dies mit Hilfe von kleinen Bleigewichten tun.

Jede Taste soll ganz von alleine mit 0,03 Newton (3Gramm) in ihre Ruhelage fallen. Ohne Bleigewichte schweben einige Tasten, andere fallen mit 1-3 Gramm und einige kippen gar in die falsche Richtung. Tatsächlich fühlt sich die Klaviatur ganz anders an, wenn diese 3 Gramm gleichmäßig eingerichtet sind.

Und so geht man vor:

  1. Ein kleines Gewicht mit 3 Gramm wird auf die Tastenspitze gelegt.
  2. Dann wird ein kleiner Bleistöpsel genau an die Stelle auf der Gegenseite der Taste positioniert, dass die Taste schwebt.
  3. Nun eine kleine Markierung setzen
  4. Die ausgebaute Taste wird nun von der Seite an der markierten Stelle angebohrt, aber nicht durch!!!
  5. Nun den Bleistöpsel einlegen und mit einem Dorn oder wie ich sternweise in dem Loch verpressen

Einige Tasten erfordern auch 2 Gewichte.

4. Die Schnittstelle

Eine Spezialität an diesem Cembalo ist, dass es auf einer Orgel stehen wird und von dem Orgelmanual aus angespielt werden kann. Dazu muss eine Schnittstelle eingeplant werden.

Aus dem Orgelteil werden kleine Holzstecher der Koppel durch den Boden des Cembalos dringen. Damit die Stecher dann direkt unter die Tasten greifen können, stehen diese 1,5mm aus dem Cembaloboden heraus. Der Klaviaturrahmen hinten ist unten so ausgefräst, dass sowohl das Transponieren als auch das Herausnehmen der Cembaloklaviatur gewährleistet ist auch wenn das Cembalo auf der Orgel liegt und die Stecher direkt unter die Tasten gehen. Die Tasten dürfen aber nicht ihre Ruhelage auf den Stechern haben. Darum werden diese Koppelstecher später etwa um 0,5 mm von dem Tastenangriff einreguliert. Die Koppel hat dann ca. 0,5 mm Leerreise.

 

5. Abschließende Arbeiten

In der Mitte der 4 Rillen befindet sich eine Kerbe. Diese wird mit einer ganz dünnen Feile mit 45° eingearbeitet.

Die Tasten sollen nicht lackiert werden. Sie eignen sich hervorragend zum Polieren. Man kann die Tastenbeläge auch vor dem Polieren ölen, dann werden sie vor Verschmutzung geschützt. Außerdem werden die Farben der Hölzer viel satter. Die Klaviaturwangen mit den kleinen Griffen zum Transponieren werden später mit dem Gehäuse angepasst.

In den nächsten 5 Wochen bin ich in Moskau. Dort muss die große Sauer Orgel von 1898 in der Kathedrale St. Peter und Paul, nach aufwändigen Bauarbeiten leider schon wieder gereinigt werden. Im nächsten Beitrag werde ich etwas davon berichten.

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