19. DER STIMMSTOCK

Veröffentlicht am 12. Dezember 2013 von Johannes Hüfken

Heute werden wir uns mit dem Stimmstock beschäftigen.

Der Stimmstock ist der Querbalken, der die rechte und linke Gehäusewand miteinander verbindet. Er befindet sich oben, hinter der Klaviatur. Im Stimmstock werden alle Stimmwirbel eingedreht.

  1. Holzauswahl
  2. Absperren
  3. Anordnung der Bohrungen
  4. Bohren –aber richtig
  5. Oberflächenbehandlung
  6. Einarbeiten in die Gehäusewand

 

1. Die Holzauswahl

Geeignete Hölzer sind Nussbaum und Ahorn. Der Stimmstock muss die gesamte Zuglast  auf das Gehäuse übertragen. Er darf sich nicht erkennbar verdrehen oder durchbiegen. Er darf sich aber auch nicht aufspalten, denn die vielen Löcher, in denen sich die Stimmwirbel befinden, stellen an der höchstbelasteten Stelle eine Art Perforierung dar.

 

2. Das Absperren

Aus diesem Grunde sperrt man den Stimmstock ab. Schön sieht es aus, wenn man das Resonanzbodenholz verwendet. So entsteht der Eindruck, dass der Resonanzboden durchläuft. Man leimt eine dünne Schicht Fichte oben und unten auf den Ahornbalken und so ist der Stimmstock formstabil. Dann wird der Stimmstock auf sein endgültiges Maß geschnitten.

3. Anordnung der Bohrungen

Die vier Linien teilen sich zwei Register. Jedes Register hat also zwei Linien, die im Bass zusammenlaufen. Der Prinzipal nutzt die beiden vorderen. Der Nasal nutzt die beiden hinteren Linien. Die Stimmwirbel der Obertasten werden auf der jeweils hinteren Linie angeordnet, die Untertasten auf der jeweils vorderen Linie. So wiederholt sich das Klaviaturbild des Manuals in dem Stimmwirbelverlauf.

Die besondere Anordnung der Stimmwirbel hilft dabei, beim Stimmen der Saiten die Orientierung in dem Stimmwirbelwald erheblich zu verbessern.

4. Bohren -aber richtig

Zunächst noch einmal den Anspruch an die Bohrung:

  1. Die Stimmwirbel müssen so fest sitzen, dass sie die Spannung zuverlässig halten.
  2. Sie müssen sich leicht drehen lassen, damit die kleinsten Bewegungen realisiert werden können. Auf keinen Fall darf der Stimmwirbel bei kleinen Bewegungen knarren. Nur so lässt sich das Cembalo stimmen.

Die Stimmwirbel haben einen Durchmesser von 5mm. Ich wurde schon auf die Schwierigkeit des Bohrens vorbereitet. So sagte mir mein Cembalobaumeister, ich müsse einen 4,85 Bohrer nehmen. Wie mit dem angenähten Tastendruckfilz war es wieder so eine Genauigkeit, die dem Orgelbau nicht so oft abverlangt wird. Aber tatsächlich! Der Versuch mit einem 4,9er und einem 4,8er Bohrer zeigten, dass die Mitte dazwischen ideal ist. Mühevoll arbeitete ich dann einen 4,9er Bohrer zu einem 4,85er um. Wichtig ist beim Bohrvorgang, dass alle Löcher mit der gleichen Drehzahl und gleichmäßigem Vorschub gebohrt werden.

5. Oberflächenbehandlung

Nach dem Bohren wird der Stimmstock gehobelt. Kleine Ausfransungen in der weichen Fichte werden dabei abgeschnitten und wir erhalten dann schöne runde Löcher. Danach wird wie im Kapitel … beschrieben, die Fichte mit den Hobelspänen poliert.

Der Stimmstock ist nun fertig! Er darf nur noch mit Handschuhen getragen werden, denn Schmutz- oder Fingerabdrücke möchte niemand an dieser Stelle sehen.

6. Einarbeiten in die Gehäusewände

Da nun auch die endgültige Stärke festgelegt ist, kann der Stimmstock nun in die rechte und linke Seitenwand straff – ca.6mm – eingelassen werden. Sinnvoll ist es, dies mit einer gut geführten Oberfräse zu realisieren.

Im nächsten Beitrag werden die Gehrungen angeschnitten. Bei spitzeren Winkeln als 45° ist dies nicht einfach. Aber ich werde Ihnen auch dafür eine Lösung zeigen.

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