TEIL 6 FURNIEREN – DAS VERLEIMEN

Veröffentlicht am 25. April 2013 von Johannes Hüfken

Im letzten Beitrag haben wir das Furnier zusammen gesetzt. Um das Furnieren abzuschließen, leimen wir heute das Furnier auf. Aber verfallen Sie nicht dem Trugschluss, dass beides ähnlich zeitaufwendig sei. Nehmen wir an, ich verbringe 150 Stunden mit dem Zuschnitt (Kapitel5), dann müssen für das Verleimen 30 Minuten und für die Vor -und Nacharbeit 4 Stunden eingeplant werden. Da diese 30 Minuten von entscheidender Bedeutung für den erfolgreichen Abschluss der Furnierarbeit sind, soll es heute speziell darum gehen.

  1. Der Leim
  2. Das Problem
  3. Die Vorbereitung
  4. Das Verleimen
  5. Ein wenig Nacharbeit

1. Der Leim

Grundsätzlich kann Furnier mit fast jedem Leim aufgeleimt werden. Sogar Heißkleber und Kontaktkleber wie z. B. Patex können mit entsprechender Technik zum Einsatz kommen.

Eine Presse mit beheizbaren Flächen ist ein großer Vorteil. Dann kann Kauritleim benutzt werden. Der Leim bietet neben seiner hohen Festigkeit den Vorteil, dass er schnell abbindet. Zweitens wird er hart wie Glutinleim" Knochenleim. Im Kapitel 3 „Der Resonanzboden“ bin ich schon darauf eingegangen, wie wichtig beim Cembalo ein Leim ohne Elastizität ist.

2. Das Problem

Sobald der Leim das Furnier berührt, dehnt sich das Holz durch die Einwirkung von Feuchtigkeit aus. So ist eine Seite bis zum Pressen länger mit Feuchtigkeit in Berührung. Wenn nun eine mehr und eine weniger feuchte (ausgedehnte) Furnierseite aufgeleimt werden, dann zieht sich das Furnier beim Trocknen auch ungleich zurück. Spannung und Krümmung sind das Ergebnis. Dieses Phänomen ist bei breiten Leimflächen stärker. Wenn ich zunächst nur eine Fläche leime, dann nehme ich garantiert eine krumme Platte aus der Presse. Sollte auf diese krumme Platte nun die andere Seite Furnier aufgeleimt werden??

Haben Sie eine Idee? Ich freue mich auf einen Kommentar von Ihnen.

3. Die Vorbereitung

Das Trägermaterial, worauf das Furnier geleimt wird, muss absolut plan sein. Moderne Tischlereien kommen heute nicht mehr ohne eine Kalibriermaschine aus. Bei ihnen findet man ein offenes Ohr und sie helfen gern mit Ihrer Technik weiter. Diese Schleifmaschinen nehmen nur wenige Zehntel ab und bringen das Trägermaterial auf eine exakte und plane Stärke. Das Trägermaterial sollte ein wenig größere Abmessungen als der Furnierzuschnitt haben, dann kann das Furnier mit Klebestreifen an den Rändern gut fixiert werden. Die Presse wird zunächst auf Leimreste vorheriger Verleimungen überprüft und nochmals gereinigt, wenn es nötig ist. Dann wird die Pressfläche mit einem Trennmittel eingeschmiert. Dies verhindert, dass der Leim, der am Rand raus kommt oder auch durch das Furnier dringt, mit der Presse eine Verbindung herstellt.

  • Die Furnierblätter werden bereitgelegt und deutlich zugeordnet. Auch die genaue Position der Furnierflächen muss auf dem Trägermaterial festgelegt und markiert werden, damit das Muster innen und außen gut zusammenpasst. Wenn der Leim aufgetragen ist, muss alles sehr, sehr schnell gehen. Alles muss perfekt vorbereitet sein, damit wir dann nicht mehr nachdenken müssen.
  • Der richtige Pressdruck für die entsprechende Tafelgröße muss berechnet und bei der Presse eingestellt werden.

4. Das Verleimen

  • Nun wird die Presse angeheizt und der Leim angesetzt, bei beiden müssen die Angaben des technischen Merkblattes beachtet werden.
  • Die Leimauftragswalze wird befüllt und ihre Funktion wird geprüft.
  • Nun wird der Leim gleichmäßig und schnell aufgetragen.  – Vorsicht! Zuviel provoziert den hässlichen Leimdurchschlag.
  • Die Furnierfläche wird nun auf dem Trägermaterial an ihre exakte Position gelegt und an den Rändern mit Furnierklebeband fixiert.
  • Nun wird die Platte gedreht und die zweite Seite wird genauso beleimt.
  • Presse auf, Platte rein, Presse zu und fertig.
  • In Abhängigkeit von Furnierdicke, Leimsorte und Hitze kann die Presse schon nach zwei Minuten wieder geöffnet werden.

Tipp: Bei so wenigen Platten, die verleimt werden, können einfach weitere Platten hinzugefügt werden, ohne die fertigen Platten herauszunehmen. Der Pressdruck muss erhöht werden. Voraussetzung ist, dass die Platten zuvor kalibriert worden sind. Wenn nun alle Platten in der Presse sind, wird die Heizung ausgeschaltet. So können alle Platten während des Abkühlens in der Presse bleiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas verzieht, wird dadurch verringert.

5. Ein wenig Nacharbeit

Dass Furnierklebeband wird mit reichlich Wasser wie bei Briefmarken abgelöst. Kauritleim ist wasserfest. Wenn allerdings modifizierte Holzleime verwendet werden, muss jeweils das technische Merkblatt beachtet werden. Wenn der Leim nicht wasserfest ist, muss das Papier abgeschliffen werden. Die weiteren Schritte zur Oberflächenbehandlung werden noch ausführlich behandelt.

Am Ende dieses Beitrages werden Sie sich als aufmerksamer Leser fragen: Worauf haben wir denn geleimt? Da bleibe ich Ihnen vorläufig eine Antwort schuldig. Das Trägermaterial des Furniers, also das Holz, aus dem das Gehäuse besteht, wollen wir in einem späteren Beitrag zum Gehäuse genauer beleuchten. Doch bevor wir uns mit dem Gehäuse beschäftigen, dürfen die Gehäuseteile sich ausruhen, denn nun muss erst die Klaviatur gebaut werden. In vielen Details möchte ich Ihnen zeigen, worauf es ankommt. Ein sensibles Thema, Sie werden staunen, auf was  es alles zu achten gilt…

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