Veröffentlicht am 8. Mai 2013 von Johannes Hüfken
Heute wollen wir kleine Brettchen zu einer Tafel – der sogenannten Klavierturtafel – verleimen.
Da sich Klaviaturen erschreckend verformen können, wenn einige Regeln bei deren Herstellung nicht beachtet werden (Tasten klemmen aneinander und sind teilweise verdreht), möchte ich Ihnen zwei Regeln vorstellen.
Damit diese für Sie nachvollziehbar sind, geht es zunächst um ein grundsätzliches Phänomen beim Holz.
1. Holz ist in Bewegung
Die folgenden technischen Prozentangaben des Schwindens beziehen sich auf frisch geschlagenes Holz, das gänzlich getrocknet wird. Frisch geschlagendes Holz hat einen Wasseranteil von ca. 35%.
Nun verwenden wir im Instrumentenbau kein frisch geschlagenes Holz. Außerdem wird das Holz auch in einem trockenen Raum nie ganz durchgetrocknet. Die Werte verdeutlichen, wie stark sich Holz verändern kann, besonders wenn es nicht gut getrocknet (7-11%) ist.
Holz kann aber auch quellen, wenn die Umgebungsfeuchtigkeit höher wird. Dazu ein kleines Beispiel: Hat der Raum eine relative Luftfeuchtigkeit von 30%, wird das Holz ca. 6% Holzfeuchte annehmen. Steigt die relative Luftfeuchtigkeit im Raum auf 70%, so steigt die Holzfeuchte auf 13%. Das sind 7% Differenz. Diese 7% sind schon 1/5 der Schwundangaben auf der Skizze, die auf einem Feuchtigkeitsschwund im Holz von 35% Wasseranteil auf 0% Wasseranteil im Holz basieren. Ein Brett, das 200mm breit und 20mm stark ist, würde bei einem Holzfeuchteanstieg von 7% auf 204mm x 20,2mm quellen (angenommen ein Brett, bei dem die Jahrringe wie auf dem nächsten Foto verlaufen).
2. Die Regeln
Fichtenholz mit stehenden Jahrringen – dieses ist ungeeignet für die Klaviatur!Die Fichtenbrettchen für die Klavierturtafel müssen liegende Jahrringe wie auf dem oberen Bild haben. Der Bohrer versucht immer in die weichen Jahrringe des Sommerwuchses zu verutschen. So ist es nötig die Jahringe im weitestgehend rechten Winkel zu durchbohren.
Fügen der Holztafeln:
Auf dem Bild sehen Sie die Fichtenbrettchen, die später miteinander verleimt werden. Sie liegen auf der Klaviaturzeichnung. Die Zeichnung zeigt das hintere Ende der Klaviatur. Die Brettchen wurden in der Breite so abgerichtet, dass die LeimfugenAnpassen der Brettchen an die zukünftigen Sägefugenauf dem zukünftigen Sägeschnitt liegen. Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich vor dem Verleimen schon an das Auseinanderschneiden der Tasten denke. Aber eine Leimfuge innerhalb einer Taste bedeutet auch, dass zwei unterschiedliche Hölzer miteinander verleimt sind. Jedes Holzbrettchen hat seine eigene innere Spannung. Wenn nun unterschiedliche Hölzer gezwungen werden, miteinander auszukommen, kann es passieren, dass die Taste krumm wird. Infolgedessen können die Spatien ungleichmäßig werden bis hin zum Klemmen von Tasten. Spatien nennt man im Klaviaturbau die kleinen Lücken zwischen den Tasten.
3. Das Verleimen:
Vor dem Verleimen werden die Brettchen so gedreht, dass immer die rechte und die linke Seite abwechselnd aneinander liegen. Damit wird verhindert, dass die Klaviaturtafel krumm wird. Das Bild verdeutlicht, wie sich Holz beim Nachtrocknen entwickeln würde. (Skizze von Holzhandel.de) Verleimt wird mit wenig Druck. Der Leim kann ein gewöhnlicher Holzleim wie Bindan oder Ponal sein. Heute hatten wir einen etwas komplizierten Abschnitt mit der Holzfeuchte. Wenn Ihnen bei so vielen Prozenten schwindlig geworden ist und meine Erklärungen Sie verwirrt haben, wäre es schade. Sie dürfen mir gerne Fragen per Mail oder Kommentar übersenden. Im nächsten Beitrag werden wir die Klaviaturtafel weiter bearbeiten. Dabei soll es um den Klaviaturrahmen gehen, in dem die Tasten geführt werden.