Als 1961 die Orgelbauwerkstatt Förster & Nicolaus aus Lich den Auftrag erhielt, diese Orgel für die Johanneskirche in Mainz zu bauen, konnte dieser Betrieb auf eine über hundertjährige Orgelbautradition zurückschauen.
Die gesammelten Erfahrungen im konstruktiven Bereich und in der Klanggestaltung sowie in der Fertigung großer und kleiner Instrumente waren eine solide Voraussetzung für den Bau dieser Orgel.
Bereits 2015, als diese Orgel zunächst besichtigt und schließlich von unserer Werkstatt demontiert und eingelagert wurde, überzeugte dieses Instrument sowohl in ihrer konstruktiven, klanglichen als auch handwerklichen Ausführung.
Die Orgel, wie sie in Mainz stand (klassisch auf der Empore mit einem Rückpositiv), konnte in Ilsenburg fast 1:1 aufgestellt werden. Das Gebläse steht nicht mehr hinter der Orgel, sondern unter dem seitlichen Rückpositiv. Zwar ist die Anordnung des Rückpositivs nun anders als in Mainz, aber es hat seinen Charakter und die Funktion der direkten Klangabstrahlung in den Kirchenraum behalten.
Das konstruktive und lösungsorientierte Miteinander zwischen der Stadt Ilsenburg und Herrn Schulze war ein wesentlicher Faktor zum Gelingen dieses Projektes.
In der Orgel gibt es ca. dreitausend klingende Pfeifen - könnten das nicht vielleicht zu viele für diesen Raum sein?
Könnte man die Anzahl der Pfeifen mit den PS (Pferdestärken) eines Autos vergleichen?
Keineswegs!
In dieser Orgel ist die Vielzahl der Pfeifen in Ihrer Individualität mit einem liebevoll gestalteten Blumengarten zu vergleichen. Jedes der vierzig Register ist wie eine weitere Farbe und hat seinen eigenen Charakter.
Auch beim Wiederaufbau hatten wir Freude, dieses Instrument an diesen Kirchenraum anzupassen. Wie Sie sehen, passt die Hauptorgel bis auf 10 cm genau zwischen die Pfeiler des Seitenschiffs. An dieser Stelle möchte ich auch meinem Team danken, das trotz eisiger Temperaturen mit viel Kreativität diese Aufgabe gemeistert hat. Dabei seien insbesondere genannt Martin Lodahl, Daniel Gatzsche, Moritz Nützen, Jakob Bernd, Johannes Weinert und mein Vater Reinhard Hüfken, der für den klanglichen Bereich verantwortlich war.
Es ist nun die Aufgabe der Organisten, dem Zuhörer diesen Farbenreichtum vorzustellen.
Ich wünsche Ihnen von Herzen einen Sinn für diese herrliche Musik und häufig die Zeit und Gelegenheit, an diesem Ort die Orgelmusik mit Ihren Sinnen zu genießen.
Vielen Dank!
Ihr Johannes Hüfken